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Keine Profite mit der Miete! Die Stadt gehört allen! Bundesweite Aktionstage 22. bis 29. Juni

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Vom 22. bis 29. Juni gibt es in derzeit 11 Städten eine bundesweite Aktionswoche gegen steigenden Mieten, Verdrängung, Verarmung und Zwangsräumung, kurzum: den ganzen kapitalistischen Wahnsinn. Auch in Berlin beteiligen sich zahlreiche Projekte, Mieter- und Stadtteilinitiaven mit Demonstrationen, Konzerten, Veranstaltungen und Lesungen zu den Themen Recht auf Stadt, neoliberale Stadtpolitik und Mietenwahnsinn. Am 28. September 2013 wird es dann einen großen bundesweiter Aktionstag geben.

Die Mieten in vielen Städten explodieren, unkommerzielle Projekte wie soziale Zentren, Jugendclubs, besetze Häuser oder Bauwagenplätze sind bedroht. Menschen, die sich die hohen Mieten nicht leisten können oder wollen, werden aus den Innenstädten verdrängt, die soziale Ungerechtigkeit nimmt weiter zu. Auch in schrumpfenden Regionen verschlechtert sich die Lage der MieterInnen: Investitionen in Wohnungen und sonstige Infrastruktur „lohnen“ sich dort nicht mehr und bleiben deshalb aus.

Investitionen in Immobilien galten im Kapitalismus immer schon als lohnenswert. Sie versprechen Krisensicherheit in einem System, was ohne Krisen nicht auskommt. In er aktuellen Immobilien- und Finanzkrise haben deutsche Immobilien nun mehr denn je das Image des sicheren „Betongolds“. Geld lässt sich dort nicht nur sicher „parken“. Wo Mietsteigerungspotential ist, lockt auch Profit. Das hat zur Folge, dass für die Mieter_innen die Lebenshaltungskosten stark steigen und sie immer häufiger unfreiwillig ihre Wohnung verlassen müssen. Dass für sie ihr Zuhause, ihr Zufluchtsort und Lebensmittelpunkt auf dem Spiel steht, hat in dieser Rechnung keinen Platz.

Die Politik hat die zunehmende Wohnungsnot lange geleugnet und stattdessen öffentliche Wohnungsbestände privatisiert. Das Mietrecht wurde noch dieses Jahr verschärft. Die (Innen)städte werden von den Verantwortlichen gezielt „aufgewertet“. Sie sind nicht mehr Orte zum Wohnen, zum Begegnen und zur Kommunikation, sondern „Standorte“ in der kapitalistischen Konkurrenz um Investoren, kaufkräftige TouristInnen und Co. Wer nicht zahlen kann, muss weg.

Dabei gäbe es vielfältige rechtliche Möglichkeiten, Mieter_innen zu stärken und das Treiben der Immobilienwirtschaft zumindest einzuschränken: Die Modernisierungen könnten nur einvernehmlich zwischen Vermieter_innen und Mieter_innen erlaubt sein, Kündigungen seitens der Vermieter_innen erschwert werden. Zweckentfremdungen von Wohnraum und die Umwandlung in Eigentumswohnungen könnten stärker begrenzt, Mietsteigerungen – bisher weit über der Inflationsrate möglich – , könnten an die Lohn- und Rentensteigerungen angebunden werden, auch für Neuvermietungen. Nicht gewinnorientierter Wohnungsbau, der den Auftrag der Daseinsvorsorge für die Bürger_innen ernst nimmt, könnte vorrangig gefördert werden. Statt sie an den Meistbietenden zu verkaufen könnten Baugrundstücke der öffentlichen Hand dafür zur Verfügung gestellt werden. Doch nichts davon geschieht. Wenn überhaupt politische Maßnahmen ergriffen werden, wurden sie von sozialen Bewegungen erkämpft. Trotzdem sind sie bisher nicht mehr als Tropfen auf heiße Steine. Kleine Erleichterungen, von denen sich Politiker_innen vermutlich erhoffen, dass sie den Aktivist_innen politisch den Wind aus den Segeln zu nehmen. Die derzeitige Entwicklung stoppen oder ihre Geschwindigkeit zumindest spürbar drosseln können diese Minimalmaßnahmen jedenfalls nicht.

Mittlerweile regt sich allerdings in vielen Städten entschlossener Widerstand derjenigen, die nicht auf die Sonntagsreden der PolitikerInnen vertrauen, sondern die wegen dem Mangel an bezahlbaren Wohnraum schon mit dem Rücken an der Wand stehen und ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen müssen. In Hamburg gehen regelmäßig Tausende gegen den Mietenwahnsinn auf die Straßen. In Berlin blockieren Anwohner_innen Zwangsräumungen ihrer Nachbar_innen. In Düsseldorf, Frankfurt und München und anderswo organisieren sich diejenigen, die sich die Stadt, die wie ein Unternehmen geführt und wie eine Ware vermarktet wird, nicht leisten können.

Um bundesweit aktiv und gehört zu werden haben wir – Gruppen und Initiativen aus bislang elf Städten – uns zum Bündnis „Keine Profite mit der Miete zusammengetan. Als Auftakt unserer Aktivitäten organisieren wir vom 22.06.13 bis zum 29.06.13 eine bundesweite Aktionswoche, in der in den einzelnen Städten verschiedenste Aktionen stattfinden. Am 28. September rufen wir zu einem bundesweiten Aktionstag auf, zu dem in mindestens elf Städten große Aktionen stattfinden werden.

www.KeineProfiteMitDerMiete.org

Termine für Berlin:

Do 20.06.2013, 19 Uhr, BMG-Büro (Sonnenallee 101)
Vortrag & Videos „Russland – Gefangen im Eigentum“ – Fünfter Teil der Veranstaltungsreihe »Wohnen in der Krise. Neoliberalismus – Kämpfe – Perspektiven« (Die vorangegangen Veranstaltungen auf Youtube nachhören)

Sa 22.06.2013, 16 Uhr, Potsdam-Platz der Einheit
Demonstration „Die Stadt gehört allen!“ von Recht auf Stadt [Potsdam]

Sa 22.06.2013, 18 Uhr, Lausitzer Str. 8
Essen gegen Zwangsräumungen vom Bündnis gegen Zwangsräumungen

Sa 22.06.2013, 19 Uhr, KvU (Kremmener Str. 9-11)
„Keiner macht uns den Hof“ – KvU unplugged

So 23.06.2013, 15 Uhr, Treffpunkt: Weisestrasse 53
Kiezspaziergang – Wir schätzen den Schillerkiez!

So 23.06.2013, 16 Uhr, Brehmestraße, Parzelle 56
Vernetzungscafe in der Kleingartenanlage „Famos“ in Pankow

So 23.06.2013, 18 Uhr, Bethanien (Mariannenplatz 2)
„Los Geht’s“-Treffen zur stadtpolitischen Demo am 29. September

Mo 24.06.2013, 20:30 Uhr, Mieterladen (Kreutzigerstr. 23)
Film: „Lychener 64“ – Doku über den Verlauf von Modernisierungsarbeiten im Sanierungsgebiet Helmholtzplatz in Berlin Prenzlauer Berg

Di 25.06.2013, 20 Uhr, BMG-Büro (Sonnenallee 101)
Filmvorführung „Schade dass Beton nicht brennt“ von DonauFulda und Fulda-Weichsel mit dem Antiquariat Prometheus

Di 25.06.2013, 19:30 Uhr, Regenbogenfabrik (Lausitzer Str. 22)
Veranstaltung „Wohnraum vergesellschaften!“ von Avanti/IL Berlin

Mi 26.06.2013, 17 Uhr, S-Bhf. Treptower Park
Die Stadt gehört allen. FahrradKettenKundgebung von *andere zustände ermöglichen

Do 27.06.2013, 17-22 Uhr, Frankfurter Allee 21/23
1. Alleefest des Mieterrats Frankfurter Allee

Do 27.06.2013, 20:30 Uhr, Brunnenstraße 6-7, U-Bhf Rosenthaler Platz
Wir bleiben alle!-Hofkino: Gezeigt werden aktuelle Trailer und Filmschnippsel von räumungsbedrohten Projekten der KVU, Linienstr 206, AZ Köln … und buntes Allerlei aus der Hausbesetzerbewegung.

Fr 28.06.2013, 19 Uhr, Zickenplatz (Hohenstaufenplatz)
Videokundgebung von WEM GEHÖRT KREUZBERG

Fr 28.06.2013, ab 20 Uhr, SJZ Drugstore (Potsdamer Str. 180)
Soli-Wochenende für 3 akut bedrohte Projekte: Kickerturnier gegen Verdrängung. Der Erlös geht an Linie 206, KvU und AZ Köln-Kalk

Sa 29.06.2013, ab 11 Uhr, Stille Straße 10
Jubiläumsbesetzungstag der Stillen Straße mit Musik & Austellung u.a.

Sa 29.06.2013, 15-22 Uhr, KvU (Kremmener Str. 9-11)
Hände weg von der KvU! – Kundgebung und Musik

Sa 29.06.2013, 16 Uhr, Kottbusser Tor
Lärmdemo gegen hohe Mieten und Verdrängung vom Bündnis für eine solidarische Stadt

Sa 29.06.2013, ab 23 Uhr, SJZ Drugstore (Potsdamer Str. 180)
Soli-Wochenende für 3 akut bedrohte Projekte: Goa-Party. Der Erlös geht an Linie 206, KvU und AZ Köln-Kalk

So 30.06.2013, 11 Uhr, Stille Straße 10
„Politischer Frühschoppen“ zum Thema „Umkämpfte Stadt – was hat die Besetzung gebracht?“
Moderation: Karin Baumert, Stadtsoziologin, politische Aktivistin
Eingeladen werden: Alle Berliner Stadtvernetzt-Gruppen, Initiativen, Vereine sowie Abgeordnete aller Fraktionen aus dem Abgeordnetenhaus Berlin und Bezirksverordnete der BVV Pankow.

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Veranstaltung Mo 25.3. 19 Uhr: Was haben Kleingärten mit Gentrifizierung zu tun?

  • Steigende Bevölkerungszahlen, Wohnungsnot, Neubau, Modernisierung, zu hohe Mieten…können wir uns den Luxus von Innenstadtgärten noch leisten?
  • Zwangsräumungen, Modernisierung, steigende Mieten, zunehmende Armut, können wir uns unseren Kiez noch leisten?
  • Was bedeuten die Innenstadtgärten für die Stadtökologie?
  • Alles nur Spiesser? …oder soziale Gemeinschaft in Kleingartenanlagen (KGA) statt Privateigentum.
  • „Passt auf, dass uns die Stadt nicht unterm Arsch weggeklaut wird und wir uns in Brandenburg wiederfinden“

Veranstaltung am 25. März 2013 um 19 Uhr im Café Stilbruch im JUP
(Jugendzentrum in Pankow)
, Florastr. 84

Mit Anwohner_innen und Kleingärtner_innen der KGA Famos…
…Infos, Diskussion und Musik mit Detlev K. von Kotti & Co

http://www.dieoasepankow.blogspot.de

kga_famos

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Zum RBB Klartext-Beitrag vom 05.12.2012: Neue Wohnungen statt Datschen und Lauben?

Unter dem Titel „Neue Wohnungen statt Datschen und Lauben?“ dokumentiert RBB-Klartext den Angriff auf die Kleingärten durch den „Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen“ (BBU) und die Mittelschicht, vertreten durch Baugruppenentwickler wie Ulf Maaßen.

Verschwiegen wird in dem Beitrag für wen gebaut wird, und in Frage gestellt werden darf ob der Hauptantrieb Ulf Maaßens als Projektentwickler wirklich ist das er „letztlich ein Zuhause für seine Familie sucht.“ Wir glauben nicht das er da hinziehen wird, es ist halt sein Job in üblich grünangehauchter Jovialität zu verkünden das die „3-4 Kinder“ und die ollen Leute die da Grillen und seit Jahrzehnten gärtnern doch bitte zurückstecken müßen vor den vielen die da kommen werden und sich ihre Nutzungsrechte teuer erkaufen.

Anbei nun entsprechender Kommentar, der Videobeitrag des RBB auf youtube und die Leseempfehlung zu einem Artikel vom 08.12.2012 in der FAZ „Urbane Expansion Der Land-Idealismus der grünen Kolonien“.

Braucht Berlin tatsächlich neue Wohnungen statt Gartenlauben?

Betrachtungen zur Kaffeesatzstudie des SenStadtUm…

Der „Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen“ (BBU) behauptet, bis 2030 würde die Bevölkerungszahl in Berlin um 250000 ansteigen, und beruft sich auf eine aktuelle Studie der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Statistik. So soll in Pankow z.B. die Bevölkerungszahl um 16% (61000 Menschen) ansteigen. Demgegenüber steht die bisherige „Prognose 2007 – 2030“ der „Gemeinsamen Landesplanungsabteilung Berlin-Brandenburg“: „Die Bevölkerungszahl Berlins steigt bis zum Jahr 2023 an und geht danach leicht zurück. Gegenüber 2007 wächst die Stadt um ca.. 60000 Menschen auf 3,476 Mio. Einwohner (+1,7%). In den Bezirken wird die Entwicklung sehr unterschiedlich verlaufen: In sechs Bezirken steigt die Bevölkerungszahl an, in fünf Bezirken sinkt sie. Der größte Zuwachs wird für den Bezirk Pankow mit +12,6 % erwartet.“ Für Friedrichshain-Kreuzberg wird z.B. ein Zuwachs um 4,1% erwartet. Unerwartet wurden im Juli dieses Jahres für 2011 dann 3.501.872 Berliner_innen gezählt und einen Bevölkerungszuwachs um 41147 ermittelt, gegenüber 18050 im Jahr davor. Seitdem herrscht Panik unter den Stadtentwicklern. Es sollen noch viel mehr Wohnungen gebaut werden.

Bausenator Müller besteht zwar darauf, dass es sich bei seiner Studie diesmal nicht um Kaffeesatzleserei handle. Die Studie scheint jedoch sehr ungenau zu sein. Eigentlich gibt es drei Varianten. Die unterschiedlichen Ergebnisse der Studie reichen von einem Zuwachs der Berliner Bevölkerung um 92000 bis zu einer Bevölkerungszunahme um 404000 Einwohner_innen und da hat man einfach den Mittelwert dazwischen genommen. Klingt zwar vernünftig, aber zuverlässig ist das nicht.

Die beiden Statistiken wurden hier nebeneinander gestellt um zu zeigen wie beliebig die Prognosen sind. Es wurden zwei stark divergierende Ergebnisse genommen und mit dem Daumen die Mitte angepeilt. Was macht diese Studie besser als andere, was unterscheidet sie von Kaffeesatzleserei? Steckt darin nicht ehrer die Panikmache der Immobillienwirtschaft die in Berlin eine Traumrendite erwirtschaften will? Schliesslich lassen sich Einwanderungszuwachs und Wohnungsmehrbedarf nicht 1:1 übertragen. In den Bevölkerungszuwachs von 41147 in 2011 sind auch 33000 Neugeborene enthalten, die nicht alle automatisch eine zusätzliche Wohnung benötigen, Einige Eltern haben vielleicht sogar eine Wohnung aufgegeben um zusammenzuziehen. Die übrigen Neuberliner_innen suchen vielleicht auch nicht alle eine Wohnung für sich alleine, einige Paare oder Familien darunter werden auch zusammen in eine Wohnung ziehen. Der eigentliche Wohnungsbedarf wurde in der neuen Studie jedenfalls nicht berechnet.

Die Bautätigkeiten in Pankow stehen dazu jedoch in keinem Verhältnis. Dies liegt wohl weniger am zu erwartenden Bevölkerungszuwachs in Pankow, als an der Zahl der vorhandenen Grünflächen, die in Bauland um gewidmet werden. In Pankow leben 378691 Menschen gegenüber 276304 in Friedrichshain-Kreuzberg, also etwa das 1,4-fache. Die meisten Wohnungen, die 2011 in Berlin fertiggestellt wurden, sowie 27% der Berliner Neubauten, entstanden in Pankow. Zum Vergleich, gegenüber z.B. 70 Baufertigstellungen 2011 in Friedrichshain Kreuzberg stehen 546 in Pankow (das 7,8fache).

Es scheint als würde in Pankow gerade deshalb soviel gebaut, weil dort Grünflächen billig zu haben sind und nicht weil da besonders viele Menschen hinziehen wollen. Es wurde, nimmt man die wachsende Bevölkerung zugrunde, weit mehr gebaut als nötig, egal welche Statistik man nimmt. Man sollte vielleicht nicht das Flächenverhältnis als Maßstab nehmen. Die riesige Fläche Pankow ergibt eine niedrigere Bevölkerungsdichte auf die Gesamtfläche bezogen und dient als Begründung der Vernichtung aller Grünflächen in den Innenstadtbezirken Pankows, darüber schwiegt die Statistik. Selbst wenn bis Rosenthal jede Grünfläche überbaut ist, haben wir vermutlich statistisch gesehen immer noch mehr Grünflächen als in Friedrichshain-Kreuzberg, aber in den Innenstadtbezirken von Pankow (z.B. Prenzlauer Berg) eben keine mehr. Das wäre dennoch kein Grund den Bucher Forst zu bebauen.

Der Senat will 6000 Wohnungen jedes Jahr neu bauen lassen, genau soviel wie letztes Jahr in Eigentumswohnungen umgewandelt wurden. Bei einem Zuwachs von 10-12000 Neuberliner_innen pro Jahr und einem Anteil von 85% Mietwohnungen in Berlin wurden dreimal so viele Eigentumswohnungen umgewandelt, als eventuell benötigt würden, allerdings schrumpft dadurch der Markt für bezahlbare Altbauwohnungen in Berlin katastrophal. Diese lassen sich auch nicht so einfach durch Wohnungsneubau ersetzen, das ist, als wolle man einen 100 Jahre alten Baum durch einen neu gepflanzten ersetzen. Durch die 6000 Umwandlungen in Eigentumswohnungen wurden und werden schließlich 6000 Mietparteien zu Wohnungssuchenden, die dann für ihre neue Wohnung eine höhere Miete zahlen müssen.

Der Pankower Baustadtrat Kirchner wies darauf hin, dass Ferienwohnungen im juristischen Sinn mit Wohnungen gleichgesetzt würden. Die Berliner Mietergemeinschaft schätzt, dass in Berlin 12000 Wohnungen als Ferienwohnungen zweckentfremdet werden. Der Hotel- und Gaststättenverband schätzt sogar 15000 und fühlt sich dadurch in seiner Wettbewerbsfähigkeit benachteiligt. Nach Auskunft des Berliner Mietervereins würden „dem Senat seit 2010 Zahlen vorliegen, die bestätigten, dass lediglich 2,5 Prozent der Wohnungen in Berlin (ca. 48000 Wohnungen) leer stünden und in vermietungsfähigem Zustand seien.“„Mit dieser Quote würde das Gericht Wohnungsknappheit anerkennen“, damit könne der Berliner Senat die Zweckentfremdungsverordnung wieder einführen, die 2002 aufgehoben wurde.

Bausenator Müller behauptet auch, 90% der Kleingartenanlagen in Berlin seien gesichert und erklärte auf einer Sitzung der Stadträte für Stadtentwicklung der Bezirke, dass alle nicht gesicherten Kleingärten potentiell Bauland seien, der Landesverband der „Gartenfreunde“ warnt jedoch, dass ein Viertel der Berliner Kleingärten nicht gesichert sind. In Pankow sind außer Teilen der KGA Famos, die KGA Hoffnung, und der KGA Nordend zahlreiche Kleingärten unmittelbar bedroht. In Pankow gibt es mehr als 6000 Parzellen mit einer Grünfläche von ca. 3 Mio. Quadratmetern, davon sind mit 1,6 Mio. Quadratmetern mehr als die Hälfte in privater Hand, von mehr als 90 Grundstückseigentümern, und gelten somit als nicht gesichert, also potentiell durch Bebauung bedroht.

Es werden auch besonders viele 1-2 Familienhäuser gebaut, (55% der Wohngebäude in Berlin sind 1-2 Familienhäuser) mit Vorliebe in Gartensiedlungen, da das Gelände dort auch bereits erschlossen ist. Auf einigen ehemaligen Kleingartenanlagen stehen nun Musterhäuser, dabei wurde vielen Kleingärtnern vorgeworfen sie würden dort auch wohnen, das wurde ihnen zum Verhängnis. Jetzt wohnen da andere in Einfamilienhäusern. Selbst in den dünn besiedelten Außenbezirken, wo die meisten Kleingartenanlagen liegen geht es um die Vertreibung der Menschen die da jetzt wohnen oder auch nur ihren Garten haben, weil sie vielleicht im Prenzlauer Berg oder einem anderen Innenstadtbezirk wohnen, wo es kaum noch Grünflächen gibt.

Weder Ulf Maaßen noch Ulrich Zilz, die Geschäftsführer der „Baugemeinschaft Himmel und Erde GBR / Grundstücksgesellschaft Heyn-, Görsch- und Brehmestraße GBR“, wollen auf dem Gelände der KGA Famos eine Wohnung für Ihre Familien bauen, sie betreiben vielmehr ein Geflecht aus „Baugemeinschaften“ in bekannter Spekulantenmanier und verkaufen Eigentumswohnungen. Herr Zilz hat nebenbei noch den Vorsitz in der Baugemeinschaft „Stadtoase Weißensee GbR mbH“, und Herr Maaßen hat auch noch 12 weitere „Baugemeinschaften GBR mbH“. So z.B. die Baugemeinschaft Stadtgartenpark Gaillardstr. und weitere fünf Baugemeinschaften im Baugemeinschaftsquartier Eschengraben, das ebenfalls auf Kleingärten errichtet wurde und sieben weitere Baugemeinschaften.

RBB Klartext-Beitrag vom  05.12.2012:
Neue Wohnungen statt Datschen und Lauben?

Hintergrund:

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KGA Famos: Redebeitrag WBA-Demo, 22.9.2012

Redebeitrag auf der Demo „Wir bleiben alle“ am 22.9.2012

Spekulanten Wollen unsere Gärten platt machen, MieterInnen vertreiben, Projekte schließen, und ihren Profit steigern, auf unsere Kosten.

Seit den sechziger Jahren hat sich die Anzahl der Gärten in Berlin halbiert und ein großer Teil davon ist immer noch als Bauerwartungsland ausgewiesen. Angesichts der Bedrohung von mehr als 70.000 Kleingärten in Berlin wollen Immobilienwirtschaft und die politisch Verantwortlichen aller Parteien, das Opfer einer, mehr oder weniger beliebigen Anzahl an Kleingärten, immer wieder gerne als Kompromiss verkaufen. In den letzten elf Jahren sank jedoch die Fläche der Kleingärten in Berlin von 3500 ha um 500 ha auf knapp 3000 ha.

Von den 72 Kleingärten der KGA Famos in Pankow sind laut Flächennutzungsplan 39 Gärten als Grünflächen scheinbar noch „gesichert“ aber 31 Parzellen sind bedroht, und 18 Gärten sollen jetzt mit der Genehmigung des grünen Baustadtrats Kirchner bebaut werden, der dem Wunsch nach Wohneigentum einiger seiner Parteifreunde nicht im Wege stehen wollte, und sich angeblich vor Schadensersatzforderungen der Immobillienhaie fürchtete.

Federführend ist der Spekulant Ulf Maaßen von der Agentur Area, in der Buchholzer Str. 17, der die 90 Jahre alten Gärten als Zwischennutzung und billiges Bauland betrachtet und mit viel Gewinn einen weiteren, schmierigen, architektonischen Fingerabdruck in Berlin hinterlässt.

AREA intiiert, und steuert zahlreiche Baugemeinschaftsprojekte im Prenzlauer Berg, Berlin Mitte und Weißensee, wo Grünflächen und bezahlbarer Wohnraum vernichtet werden sollen.

Die Investoren der Baugruppe „Himmel und Erde“, planen 70 Eigentumswohnungen, zu erbauen auf 5000 qm Gärten. Sie wurden von Ulf Maaßen, durch versprochene Luxusgewinne angelockt, und haben Ihr Projekt noch vor einem Jahr mit „Swimming Pool auf dem Dach“ beworben, doch angesichts der Proteste zu einem „Ökoprojekt mit Weitblick“ umgemünzt, wo der Hof angeblich begrünt werden soll.

Der Vorsitzende des Bezirksverbands der Gartenfreunde Pankow, Wolfgang Wölfer, der im Alleingang den Prozess gegen Kündigung der Kleingartenpachtverträge führte und eine Beteiligung der KleingärtnerInnen an den Verhandlungen und Mediationsgesprächen mit der Deutschen Bahn verhinderte, schloss hinter dem Rücken der Betroffen einen vorzeitigen Vergleich mit der Deutschen Bahn. Die Summe aus dessen Topf die letzten Pächter entschädigt werden sollen, sobald Ihr Hab und Gut auf den Parzellen geschätzt wurde, hält der Bezirksverband bisher geheim.

Die Geschädigten sind am Ende wir alle, die AnwohnerInnen, die KleingärtnerInnen und die unzähligen Familien, die sich um einen Kleingarten beworben haben. Die gesamte Bevölkerung muss sich dem Kampf gegen Immobilienspekulation, Privatisierung und für das Grün in den Städten immer wieder aufs neue stellen.

Es wird immer wieder Kräfte geben, die Grünflächen als billiges Bauland betrachten. Letztlich liegt es an uns allen, ob die mehr als 70.000 Berliner Kleingärten erhalten bleiben.

Die Vernichtung der Grünzüge durch Immobilienspekulation muss verhindert werden.

Wir bleiben Alle!

Zum Blog von KGA Famos: http://dieoasepankow.blogspot.de/

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